Scheidung von Narzissten und anderen persönlichkeits-gestörten Menschen

In der Ehe mit einem Narzissten kann man nach der anfänglichen Phase der Idealisierung und kurzen Phasen scheinbarer Normalität nur zwischen den Zuständen Drama, Kampf, Schmerz, Chaos und Verrat wählen.

Bei der Scheidung werden diese Zustände kombiniert, multipliziert, intensiviert und münden schliesslich in einem emotionalen Tornado epischen Ausmasses 


Der Ehepartner, der bei einer Scheidung von der Wucht der Angriffe überrascht wird, befindet sich mitten in einem Geschehen, dass er zuerst einmal gar nicht versteht, denn eine

Scheidung von einem Narzissten bedeutet
"Showdown"


Wer dachte, er hätte mit der Trennung vom persönlichkeitsgestörten Ehepartner und dem Verlassen der "Kampfzone" schon das Schlimmste hinter sich gebracht, wird bei der Scheidung von diesem Menschen eines Besseren belehrt.

Für Narzissten bedeutet Scheidung Krieg


Sie können aufgrund ihrer psychischen Kondition keine Niederlagen ertragen, es widerspricht ihrem narzisstischen Selbstverständnis.

Die Störung des Narzissten kommt in einer Scheidungssituation je nach Ausprägung voll zum Tragen.

Der Ehepartner, der das Ganze meistens einfach nur endlich hinter sich lassen möchte, wird in einer Scheidung noch ein letztes Mal von der für nicht narzisstische Menschen unverständlichen Natur eines Narzissten konfrontiert. 

Narzissten leben für den Wettkampf. Sie müssen sich und allen anderen unablässig beweisen, wie gut sie sind, dass sie die Bewunderung, die sie erwarten, auch verdienen (need for admiration, grandiosity). 

Wäre die Scheidung von einem Narzissten nicht so traumatisch, könnte man Mitleid mit ihnen haben.

Verlieren ist für einen Narzissten keine Option


Verlieren stellt eine existenzielle Bedrohung des fragilen Egos (fantasy self) des Narzissten dar. Entsprechend setzen sie alles daran, um dies zu verhindern. 

Zur Erreichung ihrer Ziele ist Narzissten jedes Mittel Recht

Alles, was der Ehepartner dem Narzisst im Vertrauen erzählt hat, findet bei einer Scheidung Verwendung und wird als potente Waffe gegen ihn gerichtet. 

"Alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Sie verwendet"

 

Ein Narzisst greift bei einer Scheidung auf alle Vernichtungsstrategien in seinem Arsenal zurück. 

Er wird eine Unwahrheit nach der anderen von sich geben, die Wahrheit verdrehen, jegliche Schuld von sich weisen, auf andere zeigen, entwerten und manipulieren. 


Anwälte und Richter können in einer Scheidung von einem Narzissten oder anderweitig persönlichkeitsgestörtem Menschen kaum Hilfestellung bieten. Sie kennen sich mit der Thematik nicht genug aus. Für sie ist dies einfach ein weiteres hochstrittiges Verfahren. 

Aber auch für den Narzissten ist eine Scheidung kein Vergnügen. 


für einen Narzissten bedeutet Scheidung Kontrollverlust


Da Kontrolle aufgrund der Persönlichkeitsstruktur des Narzissten eine Überlebensstrategie darstellt, versucht er diese im Scheidungsprozess um jeden Preis zu erhalten. 

Ein Narzisst wird mit Händen und Füssen um jede Kleinigkeit streiten. Nachgeben oder Fehler eingestehen (lack of responsibility) ist keine Option. Anstatt dessen greift der Narzisst während des Prozesses auf seine bewährten destruktiven Strategien zurück (projection, blame shifting, backstabbing, devaluation, gaslighting, manipulating, rage, lack of empathy). 

Neben dem Kontrollverlust und der Bedrohung seines Egos muss der Narzisst während einer Scheidung seine Fassade nach aussen aufrecht erhalten
(image control of false self)


Wenn der Ehepartner eine Scheidung vor der offiziellen Trennungszeit möchte, wird der Narzisst sie ihm verweigern, nur um ihm zu beweisen, dass er derjenige ist, der das Geschehen kontrolliert und dominiert. Seinem Umfeld wird er jedoch erzählen, dass er die Scheidung will und der Ehepartner sich weigert (projection, blame shifting, image control). 

Er wird dem Ehepartner die Racheabsichten unterstellen, die er selbst hegt (projection). Diese resultieren beim Narzisst aus der narzisstischen Kränkung, verlassen oder nicht mehr zurück gewollt zu werden.


Bevor man zu den gleichen Waffen des Narzissten greift, sollte man sich nochmal bewusst machen, dass Narzissmus als Charaktereigenschaft oder Persönlichkeitsstörung per se selbstzerstörerisch ist. 

- wenn man einem Narzissten sagt, dass am Ende des Zimmers eine Million liegt, die ihm gehört, wenn er einfach nur durch das Zimmer läuft und dabei die ungeladene Waffe in der Mitte des Zimmers ignoriert -

- wird ein Narzisst auf direktem Weg zur Waffe laufen, im nächsten Laden Munition besorgen, wiederkommen, die Waffe laden, sich ins Bein schiessen und den anderen beschuldigen, dass er die Million jetzt nicht mehr holen kann -


Tragischerweise verhält es sich bei einer Scheidung vom Narzissten ebenso.

Sich selbst treu bleiben, bedeutet, ehrlich und fair zu bleiben. Sich nicht auf die (Psycho)Spielchen des Narzissten einlassen.

Wenn der Narzisst sich dann ins Beins schiesst, kann man das je nach eigenen Kampfgeist zu seinem Vorteil nutzen, oder ihn damit davon kommen lassen (womit er rechnet, er ist ein Kind).
 
Die meisten Ehepartner haben in der Ehe so viel gegeben, dass sie in einer Scheidung nicht mehr bereit sind, dem Narzissten auch nur den kleinsten Sieg zu gönnen. Das ist verständlich. Aber 

Kampf kann keine Heilung bewirken 


Als normaler Mensch hat man gelernt, mit Niederlagen umzugehen. 
Das eigene Ego wird durch das Verlieren eines Scheidungsprozesses im Gegensatz zu dem des Narzissten (fantasy / false self) nicht zerstört. 

In Scheidungssituationen mit Narzissten sind emotionale Unterstützung durch andere und ein möglichst rationales Vorgehen besonders wichtig. 

Ein Narzisst will provozieren, kontrollieren, gewinnen, zerstören. 

Ein Narzisst hat keine Gefühle für andere, er ist in seinen Gefühlen wie auch im Leben vollständig "selbst"bezogen (self centered). Er fühlt all dies nur, weil eine Scheidung per se eine Niederlage darstellt und der Narzisst sein "Investment" verloren hat. Es tut ihm nicht leid um die vergangene Beziehung, der Verlust tut ihm nur für sich selbst leid.

Narzissten wollen zerstören, weil sie selbst zerstört sind
(no self, identity/personality disorder)


Einen Narzissten wegen seiner psychischen Kondition aus der Verantwortung für sein Handeln zu lassen, ist sicherlich der falsche Ansatz. 

Narzissten wissen vielleicht nicht, warum sie tun, was sie tun, aber sie wissen, was sie tun


Narzissmus und selbst deren stärkste Ausprägung, die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPD) wird nicht als psychische Krankheit (vermindert schuldfähig bis schuldunfähig) beurteilt, sondern "nur" als psychische Störung.

Narzissten sind also voll handlungs- und schuldfähig, jedenfalls im klassisch juristischen Sinne. Ob sie dies in zwischenmenschlichen Belangen wirklich sind und sein können, ist angesichts ihres mentalen Zustandes (arrested development) und je nach Ausprägung der narzisstischen Züge aber durchaus fraglich.

einen psychisch gestörten Menschen zu bekämpfen kann weder Ziel noch Gewinn sein 


Wenn man seine eigenen Emotionen unter Kontrolle behält, fair, ehrlich, aufrecht und mit Blick geradeaus durch die Scheidung geht und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, 

geht man als persönlicher Gewinner aus dem Verfahren
egal, wie es ausgeht


Man darf die Erfahrung einer Ehe mit einem Narzissten nicht persönlich nehmen. Es war nicht persönlich gemeint. Sie sind, wer sie sind. Akzeptanz ist der erste Schritt.  

(one butterfly is finally flying (again))

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